Sportschütze Matthew Emmons ist einer der tragischen Helden von Olympia. Bei den letzten beiden Spielen lag er im KK-Dreistellungsmatch vor dem letzten von 130 Schüssen jeweils klar in Führung, Gold quasi auf dem Präsentierteller, um dann zweimal beim allerletzten Schuss die Nerven wegzuschmeißen und sogar medaillenlos zu bleiben. Hier nachzulesen: Rückblick auf Olympia 2008
Ob er nun in London dieses Trauma überwinden konnte?


Seine Ausgangslage war diesmal - nervlich gesehen - etwas besser. Denn nach den 120 Schüssen im Vorkampf (40 liegend, 40 kniend, 40 stehend) lag er „nur“ an 2. Stelle. Allerdings schon 8 Ringe hinter dem Führenden, Gold lag also außer Reichweite.


Die besten 8 Schützen des Vorkampfes schossen nun noch das Finale - weitere 10 Schüsse stehend frei, mit Zehntelwertung. Nach 9 Schüssen des Finales lag Emmons weiter an zweiter Stelle, mit 1,6 Ringen Vorsprung auf den Dritten. Nun kam der allerletzte Schuss. Würde Emmons diesmal die Nerven und auch eine Medaille behalten?


Letzter Schuss: Der Dritt- und der Viertplatzierte schossen jeweils gute 10,4 Ringe. Für Silber brauchte Emmons nun eine 8,9 und für Bronze zumindest eine 7,4. Emmons schlechtester Schuss im Finale war bisher eine 9,2.


Nun, Emmons blieb seinem Ruf bzw. seinem Zitterfinger beim letzten Schuss treu und schoss eine 7,7. Aber zumindest reichte es diesmal für die Bronzemedaille.


Dafür hat Emmons den wichtigsten Kampf seines bisherigen Lebens für sich entscheiden können: Im Jahre 2010 wurde bei ihm nämlich Schilddrüsenkrebs diagnostiziert, den er aber überwinden konnte. Und so bekamen seine Olympischen Tragödien plötzlich einen ganz anderen Stellenwert. Und so hat sich auch Emmons diesmal nicht über die verlorene Silbermedaille geärgert, sondern über Bronze gefreut.


Seine Olympiabilanz hält nun bei einer Gold-, einer Silber- (jeweils im KK-Liegend) und eben dieser Bronzemedaille. Und 2 verschenkten Goldmedaillen, mit denen er aber immerhin einige andere glücklich machte, z.B. auch unseren Schützen Christian Planer. 2004 in Athen schoss Emmons den letzten Schuss ja auf eine falsche Scheibe, nämlich just auf jene von Christian Planer. Da Emmons deswegen eine Null gewertet bekam, fiel dieser auf Rang 8 zurück und Planer rückte auf Rang 3 vor und gewann damit die bisher letzte Medaille für Österreichs Sportschützen. Des einen Leid, des anderen Freud.


Matt Emmons ist ein begnadeter Schütze und erst 31 Jahre alt. Ich denke, es gibt ein Wiedersehen in Rio 2016. Und dort dann vielleicht sogar seine goldene olympische Versöhnung mit dem KK-Dreistellungsmatch. Ich würde es ihm gönnen

 

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