logo adabeiBeim vierteljährlich erscheinenden Literaturmagazin DUM (www.dum.at) kann man / frau / was auch immer – Texte bzw. Gedichte einsenden. Wenn diese für gut genug befunden werden, kommen sie ins Heft. Das Motto für die kommende Herbstausgabe lautet: Pandabär statt Pandemie!, Animal Farm – tierische Einsichten.
„Da mach ich mit“, dachte ich mir spontan. Gedacht, getan. Ob es mein Text wohl ins Heft schafft? We will see. Ihr könnt ihn jedenfalls schon heute lesen …

 

Bärig

 

Neulich, im Zauberwald, hielten die Bären ihren Parteitag ab. Eine neue Führung sollte gewählt werden. Die Vorsitzende, die Bärböckin, erzählte – wie so oft – wieder mal märchenhaft schöne Geschichten, unter anderem über ihre Ausbildung, ihre Herkunft und wie bärig die Zukunft für alle werden würde. Im Hintergrund waren Schilder zu sehen, auf denen „#BraunbärenMatter“ geschrieben stand. Als sich ein Eisbär darüber beschwerte, dass ihm niemand zuhöre, keifte eine feministische Bärin, dass alte, weiße Bären nichts mehr zu melden hätten. Ganz vorne stand Berti, ein Zirkusbär aus Berlin, der sein Fell in Regenbogenfarben gefärbt hatte. Auf die verwunderten Blicke hin meinte er, dass das in Berlin gerade „in“ sei, dass er ein Zeichen setzen wolle für mehr Diversität. „Ja, lasst uns die bäriarchalen Strukturen aufbrechen“, brüllte eine Abordnung von Waldbeeren begeistert vom Boden herauf. „Genau! Mehr Diversität!“, rief der Bärlauch. „Und Quoten!“, setzte ein gelber Haribo Goldbär noch obendrauf. „Guuuuusch!“, brummte der Grizzlybär. Warum er das in tiefstem Wiener Dialekt tat, bleibt wohl sein Geheimnis. Aber der Einhalt kam zu spät. Der Zauberwald, manchmal eine launische Diva, war inzwischen völlig genervt von der Diversen-Debatte und setzte seine Kräfte ein und damit eine allgemeine „Verbärung“ in Gang.


„Bärfekt“, meinte die nun zum Waldbär mutierte Waldbeere. „Jetzt machen wir Bärlin zu unserer Hauptstadt“, jubelte Berti. Und es wurde fleißig weiter gebärt: „Bär am Morgen bringt Kummer und Sorgen“, „Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Bärlein her!“, „Eine Schwalbe macht noch keinen Bären“, „Viel Bär, viel Ehr“.


Die Sprüche wurden immer bäriger. Sie nahmen überbär. Es war einfach zu viel des Bären. Als sich dann noch der Pandabär beeilte zu sagen: „Man sieht … vor lauter … Bären … den Wald … nicht mehr!“, platzte dem Zaubärwald der Kragen. „Es reicht, beim Barte des Bären“, rief er und nahm flugs den Zauber der Verbärung wieder zurück. Es ist eben nicht alles Bär, was glänzt.


Und die Moral von der Geschicht‘?
Lass dir bloß keinen Bären aufbinden!
Niemals. Nie. Nicht.

 

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